Gefüllte Psychiatrien wegen Ransomware
Autor: Spixnet.gmbh
Ein Cyberangriff, durch den Kriminelle in das Unternehmensnetzwerk eindringen und Ransomware (Schadsoftware mit Lösegeldforderung) platzieren können, bedeutet bekanntlich Geld und vor allem Datenverlust im großen Umfang. Die meisten Unternehmen zahlen das geforderte Lösegeld, da das Wiederherstellen der über Jahre aufgebauten Unternehmensdaten weitaus höhere Summen erfordert. Trotzdem sind die Daten nach einem Angriff meist zum Teil oder vollständig beschädigt.
Ransomware-Angriffe auf Unternehmen haben letzthin stark zugenommen. Bild: Sophos
Neben dem immensen Verlust von Daten, Zeit und Geld zeigt eine wissenschaftliche Untersuchung zu den psychischen Auswirkungen großer Ransomware-Angriffe welch tiefe Spuren eine solche Krise bei allen Betroffenen hinterlässt.
Die psychischen Folgen eines Ransomware-Angriffes sind gravierend.
Die Zerstörung jahrelanger Arbeit und die Sicherheitslücke der Unternehmens-IT-Security führen von immensem Stress über vermehrte Krankschreibungen bis hin zur Notwendigkeit professioneller, psychologischer Hilfe. Der Spezialist für Informationssicherheit Northwave macht durch seine Untersuchung deutlich, dass auch nach der Überwindung eines Angriffs noch Monate bis Jahre vergehen können, bis wieder Normalität in den IT- und Sicherheitsteams einkehrt. „Die Untersuchung belegt, dass die psychischen Auswirkungen von Ransomware-Angriffen auf die Menschen in den betroffenen Unternehmen sehr lange anhalten können“, so die Organisationspsychologin Inge van der Beijl. „Wie die Ergebnisse zeigen, kann es sein, dass die Mitglieder der Krisenteams erst wesentlich später ernsthafte Symptome entwickeln.“ So Director Behaviour & Resilience, Northwave.
Ergebnisse:
Die Reaktion auf einen Cyberangriff lässt sich grob in Drei Phasen einteilen. Nach der rund einwöchigen Krisensituation tritt eine Vorfallsphase ein. Zu diesem Zeitpunkt sind bereits alle Wiederherstellungsmaßnahmen getroffen, sowie ein Aktionsplan ausgearbeitet. Obwohl drei von vier der international befragten Unternehmen bereits einem Ransomware-Angriff zum Opfer fielen, wissen die meisten Unternehmen aufgrund der Unsicheren Lage nicht, wie richtig mit einem Ransomware-Angriff umzugehen ist. Nach etwa einem Monat sind die ersten
(Basis-)Funktionen schließlich wieder verfügbar. Eine vollständige Erholung kann jedoch ein bis zwei Jahre dauern. Jede dieser Phasen hat ihre spezifische Auswirkung auf die Psyche und den Körper der Beteiligten und damit auch auf die Gesamtleistung des Unternehmens. „Im Allgemeinen ist ein Unternehmen nach einem Malware-Angriff drei Wochen lang außer Gefecht“, so Van der Beijl. „Überrascht hat uns jedoch, dass die Auswirkungen danach noch so lange anhalten. Selbst ein Jahr nach der eigentlichen Krise werden noch psychische Probleme offenbar.“
- Einer von sieben Mitarbeitern, die direkt oder indirekt von dem Angriff betroffen waren, weist mehrere Monate später Symptome auf, die so schwerwiegend sind, dass sie über der klinischen Schwelle liegen, ab der eine professionelle Traumabehandlung erforderlich ist.
- Jeder fünfte Mitarbeiter gibt an, dass er mehr professionelle Hilfe gebraucht hätte, um mit dem Erlebten zurechtzukommen.
- Jeder Dritte hätte sich gewünscht, über mehr Wissen und konkrete Instrumente zu verfügen, um die psychischen Folgen des Angriffs zu bewältigen.
Besonders die langfristigen Auswirkungen haben Einfluss auf die Personalfluktuation:
- Jeder Fünfte, der direkt von dem Angriff betroffen war, hat einen Stellenwechsel in Erwägung gezogen oder tut dies immer noch.
- Über die Hälfte der Manager und IT-Mitarbeiter berichten, dass mehrere Beschäftigte Monate oder sogar ein Jahr nach dem Angriff längere Zeit abwesend waren. Zu beachten ist dabei, dass Personen, die eine Stelle außerhalb des Unternehmens angenommen haben, möglicherweise nicht in die Stichprobe aufgenommen wurden, da die Fragebogen durch die betroffenen Firmen selbst an die Arbeitnehmer verteilt wurden.
Besonders für die Mitarbeiter ist der Verlust mühevoll aufgebauter Daten wie ein Schlag in das Gesicht. Material, welches in Jahrzehnten aufgebaut wurde, ist innerhalb einer Woche gemeinsam mit Lösegeldsummen, welche nicht selten im 6-stelligen Bereich liegen, für immer verschollen. Dadurch, dass die IT Eines Unternehmens dazu beauftragt ist, genau solche Fälle vorzubeugen, ist der Frust und die Schuldgefühle bei den meisten Mitarbeitern dementsprechend groß.
Positive Auswirkungen
Wer Opfer eines Ransomware-Angriffes war, hat neben den negativen Auswirkungen allerdings auch wichtige Lektionen gelernt. IT-Abteilungen stellen fest, dass längst überflüssige Sicherheitsmaßnahmen ihr Geld definitiv Wert sind und Cybersicherheit im Unternehmen jetzt eine höhere Priorität hat.
- Fast die Hälfte der Befragten ist der Meinung, dass sich die Zusammenarbeit erheblich verbessert habe.
- Jeder fünfte von einem Ransomware-Angriff betroffene Mitarbeiter gab an, er habe jetzt besseren Kontakt zu seinen Kollegen
Quelle: lanline.de vom 11.10. 2022 7:00 Folgen eines Ransomware-Angriffs bewältigen: Vierfach gestraft – IT-Security – Lanline
Quelle: it-daily vom 25.10.2022 05:11 Die psychischen Folgen eines Ransomware-Angriffs sind gravierend – Onlineportal von IT Management (it-daily.net)
Empfehlung: Northwave, After the crisis comes the blow- the mental impact of Ransomware Attacks Northwave-Research-After-the-crisis-comes-the-blow-The-mental-impact-of-ransomware-attacks-1.pdf (northwave-security.com)